Mittwoch, 06 April 2005
Apokalypsen des Altertums
BBC Exklusiv, Dokumentation
Folge 1/4: Tod am Nil
XXP, 20.15-21.00 Uhr
Die Menschheit hat seit ihrem Bestehen eine Reihe großartiger Hochkulturen hervorgebracht. Die Ägypter und die Mayas, die Minoische Kultur oder die biblischen Völker des Altertums. Eines haben alle diese großen Zivilisationen gemeinsam: Sie alle erlebten eine kulturelle Hochblüte – und verschwanden plötzlich ohne erkennbaren Grund. Eine plausible Erklärung dafür blieben Archäologen und Historiker oft schuldig. Aber jetzt beginnen sich auch immer mehr Naturwissenschaftler für untergegangene Kulturen zu interessieren und überraschen mit neuen Theorien. Geologen oder Klimaforscher machen die Natur für das jähe Ende einiger großer Zivilisationen verantwortlich: Naturkatastrophen verursachten die Apokalypsen des Altertums.
Diese vierteilige Reihe der BBC porträtiert vier Wissenschaftler auf einer Mission: Seit Jahrzehnten versuchen diese Forscher, die großen Geheimnisse des Altertums zu lösen – und ihre Theorien sind nicht immer unumstritten, aber offenbar alles andere als Hirngespinste. Mit aufwändigen Animationen und grenzüberschreitenden Methoden aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, kreiert Apokalypsen des Altertums eine neue Sicht über den Werdegang alter Hochkulturen. Tiefbohrungen in Sedimenten liefern Klimadaten aus dem Altertum, Gesteinsformationen machen lange zurückliegende Naturkatastrophen ebenso sichtbar wie der weltweite Vergleich verschiedener Perioden der Erdgeschichte. Die Kombination dieser Fakten führt zum Teil zu revolutionären Ergebnissen und zu einer eindringlichen Erkenntnis auch für das Heute: Unser Schicksal wird immer noch von der Natur bestimmt – und nicht umgekehrt. Eine hochentwickelte Technik kann eine Naturkatastrophe mildern oder verzögern, aber nicht verhindern.
Die legendäre Hochkultur des alten Ägyptens beginnt lange vor Ramses oder Tutenchamun. Bereits vor 5.000 Jahren erlebte die 1. Dynastie des Ägyptischen Reiches seine Hochblüte. Die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh sind das Vermächtnis dieser frühen Hochkultur am Nil. Aber vor rund 4.200 Jahren geriet das Reich ins Wanken.
Der ägyptische Archäologe Fekri Hassan beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Untergang des alten Ägypten. Nach herrschender Meinung der Historiker führten Machtkämpfe nach dem Tod eines Pharaos zum Kollaps des Reiches. Doch Fekri Hassan ist anderer Meinung: Er fand in Grabinschriften Hinweise auf eine verheerende Hungersnot vor 4.000 Jahren – also exakt zu der Zeit, als es mit dem Reich bergab ging. Und er fand noch mehr: 1996 entdeckte man im Nildelta 9.000 Mumien – aber nicht in Grabstätten, sondern lediglich in Schilfmatten gewickelt und schnell im Wüstensand verscharrt. Sie alle waren ungefähr zum selben Zeitpunkt gestorben. Waren Sie die Opfer einer schrecklichen Hungersnot als Folge einer Dürre?
Der Nil ist die Lebensader Ägyptens. Afrikas längster Fluss spielte eine besondere Rolle bei Hassans Nachforschungen. Der römische Historiker und Schriftsteller Herodot beschrieb ihn einst als Geschenk der Götter, und in Ägypten sieht man das bis heute so. Die regelmäßigen Überschwemmungen und der fruchtbare Schlamm des Nils sind auch heute noch die Voraussetzung für eine funktionierende Landwirtschaft. Fekri Hassan erforschte wie in einem historischen Krimi die Geschichte dieses Flusses über tausend Jahre hinweg mit Hilfe von historischen Aufzeichnungen. Und er entdeckte, dass der Nil nicht immer so zuverlässig war und offenbar viele Jahre lang in seinen Ufern blieb.